Krankenkasse bezahlt teure Aminosäurentherapie nicht - aber wenn sie funktioniert, werden sofort die Pflegestufe geändert und die Leistungen gekürzt

Samstag, 13. März 2010


Aminosäurentherapie hilft Alexander
von Suzanne Schattenhofer im Donaukurier
Foto: Herbert


Ingolstadt (DK) Das Schicksal des schwerbehinderten Alexander Eckardt hat viele Menschen berührt. Nach dem Spendenaufruf bei der Vorweihnacht der guten Herzen kamen gut 13 000 Euro zusammen – genug Geld, um die Aminosäurentherapie über den notwendigen Zeitraum von drei Jahren zu finanzieren.

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Die Hilfsbereitschaft und Spendenfreudigkeit der Menschen hat Alexanders Mutter tief berührt. Mit dem Geld ist die Behandlung über die gesamte Dauer der Therapie gesichert. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass sich der Zustand des schwer behinderten achtjährigen Buben danach dauerhaft bessert, dass er laufen und sprechen lernt.
Die Krämpfe und autoaggressiven Anfälle, bei denen sich Alexander selber an den Kopf haut, verschwanden dank der Aminosäurentherapie schon nach kürzester Zeit. Ein Ingolstädter Arzt bescheinigte ebenfalls die Wirksamkeit der Behandlung und belegte das mit EEG-Befunden.

Dennoch hat es die Krankenkasse abgelehnt, die Kosten zu übernehmen. Man berief sich auf die Entscheidung des gemeinsamen Bundesausschusses, der über alle Kassenleistungen entscheidet. Teure Neuroleptika hingegen, die zwar die Symptome lindern, nicht aber die Ursachen bekämpfen und außerdem starke Nebenwirkungen haben, hätte die Kasse bezahlt.

Doch die Eckhardts konnten die rund 10 000 Euro auch nicht aus eigener Tasche aufbringen. Vater Dimitri hat nur ein befristetes Arbeitsverhältnis, zudem ist der Betrieb in Kurzarbeit. In ihrer Verzweiflung wandte sich die Mutter an die Beratungsstelle offene Hilfen im Hollerhaus, und Bereichsleiterin Anja Hanke kam auf die Idee mit der Vorweihnachten der guten Herzen, eine Aktion des DONAUKURIER.

Anfang Dezember erschien der Zeitungsartikel, und gleich nachdem die ersten Spendengelder eintrafen, wurde die Therapie wieder begonnen. "Jeder Kurs dauert drei Monate und kostet rund 1200 Euro. Weil dazwischen pausiert wird, sind es pro Jahr drei Kurse", erklärt Lilia Eckardt. Die medizinische Betreuung und Begleitung läuft über das Konsultationszentrum der Aminosäurentherapie in Prag. Das empfiehlt Aminosäuren-Präparate auch bei zerebraler Kinderlähmung, Entwicklungsverzögerungen, Downsyndrom, Autismus, Epilepsie, multipler Sklerose, Parkinsonscher Krankheit oder altersbedingter Demenz. Weitere Informationen dazu unter www.aminocure.de.

Lilia Eckardt ist von der Therapie überzeugt, die ihr eine andere Mutter empfohlen hatte. "Deren Tochter wurde erfolgreich behandelt, und es gab keine Nebenwirkungen. Wir hoffen jetzt, dass auch Alexander Gas gibt. Manchmal, wenn ich mit ihm spreche, formt er schon mit den Lippen Laute."

Ungerecht findet es die Mutter, dass die Kasse die Therapie zwar nicht bezahlt – wenn sich aber Alexanders Zustand bessert, werden sofort die Pflegestufe geändert und die Leistungen gekürzt.

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