Christine Schlachter - Rauf aufs Trampolin

Montag, 2. November 2009

Von Maurice Farrouh
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Christine Schlachter liebt Sport. Die 24-Jährige ist eine erfahrene Judokämpferin, trainiert seit zehn Jahren. Im Winter kommt noch Skilanglauf dazu. Dass sie das Down-Syndrom hat, ist dabei kein Problem.

Nicht viele Menschen mit Trisomie 21 sind so sportlich wie Christine Schlachter. Das liegt auch daran, dass es für Menschen mit geistiger Behinderung nur wenige Sportangebote gibt. "Viele Vereine haben das noch nicht als ihre Aufgabe entdeckt", sagt Gerhard Knapp vom Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (HBRS).

Auch in vielen Förderschulen würden die Themen Sport und Bewegung vernachlässigt. Um das zu ändern, haben der Verband und die Stadt zusammen mit den Förderschulen in Stadt und Kreis am Sonntag einen Aktionstag in der Fröbelschule organisiert.

"Wir wollen zeigen, was für vielfältige Möglichkeiten es gibt", sagt Knapp. An etlichen Stationen können die behinderten und nicht behinderten Besucher ausprobieren, welche sportlichen Aktivitäten ihnen Spaß machen. Das reicht von Basketballkorb und Tischtennisplatte über Balancierbalken und Trampolin bis zum Geschicklichkeitsparcours für Rollstuhlfahrer.

Auch Christine wollte einmal ausprobieren, wie es sich im Rollstuhl fährt und ist schon mehrmals durch den Hinderniskurs gedüst. Jetzt hält die Sportlerin vom Budoclub Mühlheim Ausschau nach der nächsten Station. "Ich hoffe, die machen endlich das Trampolin auf."

An der Fröbelschule hat Sport bereits einen hohen Stellenwert. Neben dem normalen Sportunterricht gehen die Klassen regelmäßig ins Schwimmbad, unternehmen Radtouren und nehmen an Fußballturnieren gegen andere Schulen teil. Anders als Regelschulen können Förderschulen wie die Fröbelschule selbst entscheiden, wie viel Gewicht sie auf Sport legen wollen.

"Natürlich sind auch andere Bereiche wichtig, aber wir legen großen Wert auf eine gute sportliche Förderung", sagt Schulleiter Reinhard Brand. "Bewegung ist von zentraler Bedeutung für die motorische und geistige Entwicklung." Jedoch seien statistisch von geistig Behinderten bis 14 Jahre weniger als fünf Prozent sportlich aktiv.


Übungsleiter fehlen

"Bei den Vereinen wird bislang noch zu wenig getan", sagt Bürgermeisterin Birgit Simon (Grüne). Das liege auch daran, dass das Raumangebot knapp sei und viele Vereine keine für Behindertensport ausgebildeten Übungsleiter hätten. Trotzdem hofft sie, dass sich in Zukunft mehr Vereine für Behinderte öffnen. "Wir wollen ermitteln, wo Bedarf ist und dann die Vereine ganz konkret ansprechen", so Simon.

Informationen zu Sportangeboten für Behinderte gibt es beim städtischen Sportbüro, 80652636, oder im Internet unter www.hbrs.de.

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